„Mein Dorf war zum „Morddorf“ geworden und die Tat ließ mir keine Ruhe mehr“, mit diesen Worten eröffnet Andrea Maria Schenkel ihr Erstlingswerk. „Tannöd“ (erschienen 2006), ein Kriminalroman basierend auf einem realen bayrischen Mythos aus den 50er Jahren, der den Leser auf eine verwirrende Reise mit spannendem Ende entführt.

Versetzt in die scheinbar friedliche Atmosphäre eines kleinen Dorfes in Bayern, das doch mehr Geheimnisse birgt als vermutet, wird der Leser durch die achronologische Erzählstruktur des Romans auf eine zuerst verwirrende Reise mitgenommen, die ihm stetige Aufmerksamkeit abverlangt.

Wie ein Mosaik fügen sich die Details, die durch Monologe verschiedner dem Erzähler angepasster Sprach- und Stilarten, langsam über den Mord an einer Bauernfamilie auf einem Hof in „Tannöd“ zusammen. Dieses Mosaikgebilde rückt den Leser in die Position des Ermittlers und die Polyphonie der Stimmen, durch die sich irgendwann auch Details, die von Personen in Berichtform vermittelt werden, überschneiden oder widersprechen, schenkt dem Leser das Erfolgserlebnis des Aufklärens eines Mordes.

Zwar entsteht durch den einfachen Schreibstil, der jeweils der berichtenden Person, ihrem Alter und Geschlecht angepasst ist, ein guter Lesefluss, durch den jedoch der Kriminalroman „Tannöd“ nicht eine hohe literarische Ebene erreicht und in so, trotz raffinierter Achronologie, zu einem „Nebenbei – Roman“ mutieren lässt, der nach dem ersten Lesen verbraucht ist.

Die Ansprüche, die an einen Roman gestellt werden, der den „Deutschen Krimi Preis 2007“, den „Corine Lesepreis 2007“ und den „Friedrich Glauser – Preis“ gewonnen, sich 36 Wochen auf der Bestsellerliste des Spiegels behauptet und sich gegen Plagiatvorwürfe von Seiten Peter Leuschners durchgesetzt hat, erfüllt „Tannöd“ jedoch nicht ohne fremde Hilfe.

Erst nach dem Statement „Ein großartiges Buch! Fabelhaft! Ein unglaubliches Buch!“ von Elke Heidenreich in Lesen! (19. Januar 2007) stiegen die Verkaufszahlen auf  500 000 Exemplare (1.10.2007).

„Mein Dorf war zum „Morddorf“ geworden und die Tat ließ mir keine Ruhe mehr“, mit derselben Rastlosigkeit, mit der der Erzähler im ersten Kapitel des Buches beginnt zu erzählen, schrieb auch Andrea Maria Schenkel (Hausfrau und Mutter, wohnhaft in der Nähe von Regensburg) ihren ersten Kriminalroman. Doch diese Faszination, die sie diesem mysteriösen Mord in Hinterkaifeck entgegen bringt, muss sie sich mit vielen anderen Schriftstellern und Journalisten teilen, die jedoch schon vor ihr das Thema für sich beansprucht haben, sodass ein bittere Nachgeschmack von Abgegriffenheit beim Lesen von „Tannöd“ entsteht.

(Raffaela Sprekelmann)

Tannöd – klingt dieser Name nicht nach einem wunderschönen, idyllischen Ort in dem sich alle Anwohner kennen und schätzen? Doch dies ist nicht die Realität, denn nach Tannöd verirrt sich so schnell niemand. Besonders der abgelegene Einödhof der Danners wird von den Anwohnern gemieden, denn dieser befindet sich am Rande eines bedrohlichen Waldes. Die Bewohner sind Eigenbrötler und galten als geizig. Deswegen fällt den Anwohnern das Fehlen der Familie Danner und ihrer Magd erst nach Tagen auf. Doch was ist passiert? Die Dorfbewohner machen sich auf den Weg zum Hof und machen dort einen grausamen Fund.

Andrea Maria Schenkel greift den Mordfall in ihrem Krimi Tannöd wieder auf und versetzt ihn in die fünfziger Jahre. Ihr Vorbild ist die Realität. Eine gesamte Familie wird in einer Nacht ausgelöscht, ohne dass dies jemals aufgeklärt wird. Einige Autoren haben sich schon vor ihr mit dem Fall befasst, doch ihr gelang es mit ihrem Krimidebüt  mit Preisen wie dem deutschen Krimipreis und dem Friedrich-Glauser 2007 ausgezeichnet zu werden. Ihre Vorgehensweise ist besonders, denn es werden völlig verschiedene Perspektiven der Anwohner dargestellt. Die Verdächtigenliste ist lang und der Täter ist nicht offensichtlich. So stellen die Bewohner viele Vermutungen auf, wer die Tat begangen haben könnte. Die Angst breitet sich aus.

Der Leser geht auf die Suche nach dem Mörder und setzt die Aussagen der Anwohner wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen. Dabei führt Andrea Maria Schenkel ihn immer wieder auf eine falsche Fährte und zeigt wie schwierig es ist Licht ins Dunkel dieser Tat zu bringen.

In einem weiteren Erzählstrang begleitet der Leser den Täter immer wieder bei seinen alltäglichen Gewohnheiten ohne seine Identität zu kennen. Dadurch, dass die Berichte nicht nach chronischer Reihenfolge geordnet sind, baut die in ihrem Krimi die Spannung langsam auf.

Der Krimi erweckt vor allem durch diese komplizierte Konstruktion das Interesse des Lesers und wirkt durch die verschiedenen Sprachstile lebendig.

Somit ist das Buch für eine große Bandbreite geeignet und zu empfehlen.

Nur ein Puzzlestück vom Mörder entfernt

„Mein Dorf war zum >>Morddorf<< geworden und die Tat ließ mir keine Ruhe mehr.“ Andrea Schenkel erzählt in ihrem Kriminalroman „Tannöd“ von einem Mordfall, der nicht nur sie fesselte. Sie ist die dritte Autorin, die den bekannten Mordfall in Hinterkaifeck in einem Krimi thematisiert. Es ist also nichts Neues was sie schreibt: Sechs Menschen werden auf einem Bauernhof auf brutale Weise erschlagen. Doch warum erhielt sie den deutschen Krimipreis, den Friedrich-Glauser-Preis und den Corine-Preis für ihr Debüt?

Andrea Schenkel lebt in der Nähe von Regensburg – und genau in Bayern spielt sich die ganze Tragödie ab: Die komplette Familie Danner und ihre Magd wird eiskalt in einer Nacht mit einer Spitzhacke ausgelöscht. Doch zunächst bemerkt es keiner, da der Mörder alles tut, um es zu vertuschen. Der Leser kommt nur Schritt für Schritt auf seine Spur, auch wenn er mal eine falsche Fährte verfolgt. Doch nicht nur den Mörder lernt man in diesem Krimi kennen, auch die Bewohner des Dorfes, wie zum Beispiel Babette Kirchmeier: „Die Marie, die Marie. Die war bei mir als Haushaltshilfe. Na, bis ich ins Altenheim bin. Ja, ja, als Haushaltshilfe, die Marie.“ Jeder Bewohner des Dorfes hat seine eigene Art zu reden, genau wie die 86jährige Babette in ihrer leicht verwirrten Art.

Die Autorin wechselt in ihrem Debüt gekonnt die Perspektiven zwischen Mörder und den Dorfbewohnern. Doch das ist nicht alles. Ihre Gebete strahlen nicht nur Ruhe aus, sondern versetzen den Leser regelrecht in Trance. Ungewollt wird man gefesselt, so dass man die 125 Seiten schon in einer Nacht verschlingen wird.

Der Vergleich zu anderen Büchern ist schwer und genau deshalb ist dieser Kriminalroman so außergewöhnlich. Der Leser erfährt die Geschichte immer nur stückchenweise in einer nicht chronologischen Reihenfolge, so dass man als Leser alle Einzelheiten selbst zusammenfügen muss, um die ganze Tat nachzuvollziehen. Ein Puzzle funktioniert ähnlich. Erst sucht man sich alle Randstücke heraus, um ein Grundgerüst zu erhalten. Daraufhin folgt das Motiv; Immer wieder findet man Teile, die man anfangs nicht zu ordnen kann, doch am Ende fügen sie sich perfekt in das gesamte Puzzle ein. Sie als Leser finden das letzte Puzzlestück zum Mörder, auch wenn der in der wahren Geschichte nie gefunden wird.

Nach so einem gelungenen Debüt bleibt nun die Frage offen, ob ihr zweites Buch „Kalteis“ mindestens genauso spannend und erfolgreich ist.

Eine ganze Familie wird eines Nachts ermordet aufgefunden. Natürlich fangen sofort die Gerüchte in dem kleinen Dorf an, aber auch schon vor dem Mord wurde über die Familie viel geredet. Die 1962 geborene Autorin beschreibt gekonnt die Figur der Barbara und ihre Liebschaften zu unterschiedlichen Männern. Der Leser stellt sich die Frage, wer eigentlich der Vater von ihren beiden Kindern ist. Und wieso auch „die kleinen Würmer“ nicht vom Mörder verschont wurden. Die Autorin, die als Mutter und Hausfrau in Regensburg lebt, schreibt ihren Erstlingsroman basierend auf einer wahren Geschichte aus dem Jahre 1922. Sie benutzt gekonnt den Wechsel zwischen den Erzählperspektiven, wodurch dem Leser nicht immer klar ist, um welche Person es sich gerade handelt. Die Achronologie unterstützt diese Verwirrung. Jedoch ergänzt sich beides zu einer richtigen Krimistimmung.

Ähnlich wie bei Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ fehlen immer ein paar Mosaiksteine um den Mord aufzuklären. Die Sprache des „Tannöd“- Romans ist jedoch leichter zu verstehen, auch wenn manche bayrischen Wörter das Lesen erschweren.

Man begleitet hautnah, was der Mörder denkt, was er tut und was seine Pläne für die Zukunft sind. Dennoch ist man immer eine Spur davon entfernt, ihn als Mörder zu entlarven. Gerade diese Vorgehensweise macht den Roman spannend und mitreißend.

Diesem preisgekrönten Roman folgt ein weiterer Krimi: „Kalteis“. Zudem steht im kommenden Jahr eine Verfilmung des ersten Romans bevor. Somit werden wir glücklicherweise noch weiteren Krimistoff von Maria Schenkel bekommen.

Andrea Maria Schenkel: „Tannöd“.

Edition Nautilus, Hamburg 2006. 125 S., 12,90€

Rezension „Tannöd“

12. Dezember 2007

Rezension: „Tannöd“ Der Krimi „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel handelt von einem Mord einer ganzen Familie und seiner Aufklärung. Das Geschehen spielt sich in einem kleinen, ländlichen Dorf in Bayern ab. Tannödhof wird der Bauernhof genannt auf dem die Tat geschieht, auf welchem auch ein Großteil des Geschehens anzusiedeln ist. Die deutsche Autorin Andrea Maria Schenkel wurde am 21. März 1962 in Regensburg geboren, wo sie heute ebenfalls lebt. Sie ist nun 44 Jahre alt und ist Mutter von drei Kindern. 2006 wurde ihr erstes Buch „Tannöd“ veröffentlicht, für welches sie die Deutschen Krimipreis erhielt.  Der Leser besetzt in diesem Buch die Rolle des Detektivs. Er selbst muss den Mörder finden und somit den schrecklich Mord aufklären. Frau Schenkel setzt die Handlung aus einzelnen Fetzen zusammen, die der Leser dann so kombinieren muss, dass sich eine logische Handlung ergibt. Die eigentliche Chronologie der Geschichte entsteht somit erst im Kopf des Lesers. Auffällig viele Kapitel bestehen aus nur einem einzigen Dialog, dessen zeitliche Einordnung unbekannt ist und häufig auch erst viel später klar wird. Eine Besonderheit ist, dass der Roman auf einer wahren Geschichte basiert, was somit auch Neugierde bei Kennern dieses Falls wecken könnte. Im Jahre 2007 veröffentlicht Andrea Maria Schenkel das Buch „Kalteis, in welchem es ebenfalls um einen Mord geht. Die Handlung spielt erneut in Bayern. Überraschend ist der spontane Erfolg des Buches, wobei man auch bemerken muss, dass Frau Schenkel bisher unter Lesern unbekannt war. Insgesamt ein tolles Buch, das sich durch seine besondere puzzleartige Struktur von vielen anderen abhebt. Erst am Ende des Buches werden die Zusammenhänge klar. Somit kann über mehrere Stunden eine fesselnde Spannung aufrechterhalten werden. Jan Herbst 12.12.2007

Einfach – Aber genial

12. Dezember 2007

„Tannöd“ – So heißt das Erstlingswerk von Andrea Maria Schenkel. Die Autorin, die 1961 geboren und mit einem Arzt verheiratet ist, erzählt darin eine Geschichte, die ihr schon als Kind ihre Eltern immer erzählt haben. Sie hat sich von einem Mordfall aus dem Jahr 1922, als im bayrischen Hinterkaifeck eine, wie man neudeutsch sagen würde, alleinerziehende Mutter zusammen mit ihren beiden Kindern, ihren Eltern und einem Dienstmädchen auf einem einsamen Hof ermordet wurden, inspirieren lassen. Sie schreibt diesen bis heute ungelösten Mord leicht um, verlagert ihn in die Nachkriegszeit und gibt ihm einen Täter. Allerdings gibt es „Plagiatsvorwürfe“ seitens des Schriftstellers Peter Leuscher, der behauptet, Schenkel hätte von seinem Buch über ungeklärte bayrische Kriminalfälle abgeschrieben.

Schenkel schreibt in einer einfachen, manchmal auch schon zu einfachen Sprache. So fängt Schenkel das dritte Kapitel, in dem die eigentliche Handlung beginnt, mit einer alltagssprachlichen Satzkonstruktion an: „Am frühen Morgen, vor Tagesanbruch, betritt er den Raum. Mit dem Holz, dass er von draußen hereingebracht hat, heizt er den großen Herd in der Küche an, befüllt den Dämpfer mit Kartoffeln und Wasser, stellt den Kartoffeldämpfer auf die Herdplatte.“ All diese in den 50er Jahren alltäglichen Tätigkeiten, die unprätiös beschrieben werden, spiegeln die stilistische Normalität dieses Buches wieder. Wobei Normalität in keinster Weise negativ zu sehen ist. Schenkel schafft es mittels des Schreibstiels die Lebensumstände und Verhaltensweisen der Menschen aus den 50er Jahren wahr werden zu lassen. Sie schreibt von einfachen Menschen, die nicht wissen, wie sie mit der Tat umgehen sollen und sich selbst Vorwürfe machen, da sie meinen, sie hätten diesen Mord verhindern können.

Diese Geschichte an sich wäre aber langweilig. So hat sich die Autorin eines genialen Einfalls bedient: Sie ordnet die Kapitel nicht chronologisch an, sondern auf den ersten Blick total unchronologisch und unordentlich. Verstärkt wird die Unchronologie durch mehrere Gebete, Berichte vieler verschiedener Menschen, die erzählen, wie sie den Mord miterlebt und empfunden haben, sowie einen Erzähler, der die Handlung vorantreibt. Wobei es eine wirkliche lang andauernde Handlung nicht gibt. Die Handlung besteht nur aus dem Mord und einer kurzen Vorgeschichte. Der Rest des Buches ist sekundär. Die Bekannten der Mordopfer beschreiben, wie sie den Mord miterlebt haben. Aber es ist eben nur auf den ersten Blick eine unchronologische und unlogische Kapitelabfolge. Bei genauerem Hinsehen, ordnet sich das durcheinander zu einem wohlgeordneten Geflecht. So geschieht der Mord erst in der Mitte des Buches. Die Folgen des Mordes sind aber bereits am Anfang des Buches beschrieben. Aber wie es sich für einen Kriminalroman gehört, befindet sich die Auflösung des Mordes am Ende. Dieses verwirrende Geflecht hat kann man sehr treffend als „Mosaikstruktur“ bezeichnen. Und die Autorin, die nach eigener Aussage dieses Buch „an einem Stück“ geschrieben hat, ist zu bewundern, wie sie dieses Geflecht an einem Stück entstehen lassen hat.

Wenn man an dieses Buch nicht mit dem Anspruch einer intellektuellen Bewusstseinserweiterung herantritt und ein Buch zum Entspannen und Ausspannen sucht, ist Tannöd ein äußerst lesenswertes Buch. Ihr neues Buch „Kalteis“ lässt viel erwarten. Weiter so, Frau Schenkel!

Andrea Maria Schenkel, Tannöd, Edition Nautilus

So endet eines der sechs Gebete im Buch Tannöd. Seine Verfasserin ist Andrea Maria Schenkel. Sie ist am 21. März 1962 in Regensburg geboren. Frau Schenkel lebt momentan mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg. Der Roman Tannöd ist das Debüt von Frau Schenkel. Für ihr Buch hat sie den deutschen Krimipreis 2007 und den Friedrich – Glauser – Preis bekommen.  Da das Buch Tannöd ist das Debüt von Frau Schenkel, daher hat sie keine Werke zuvor geschrieben. Sie hat aber bereits ein zweites Buch veröffentlicht. Es heißt „Kalteis“ und ist wie ihr Debüt Tannöd auch ein Kriminalroman. Auch in diesem Buch schreibt Frau Schenkel über eine wahre Begebenheit, die 1939 in Deutschland passiert ist. Auffällig ist auch, dass diese Begebenheit, wie in „Tannöd“, auf einem Dorf beginnt. Dem Genre Kriminalroman entsprechend, passiert ein Mord, der aufgeklärt werden muss. Dieses Buch ist auf der Krimiweltbestenliste der Neuerscheinungen auf dem ersten Platz. Viele Kritiker haben dem Buch „Tannöd“ positive Kritiken verliehen. Zum Beispiel bezeichnete „Die Zeit“ es als „großartiges Krimidebüt“ oder der Deutschlandfunk nannte es „ein Meisterwerk, ein Geniestück“. Das Buch handelt von einem schrecklichen Mord in dem Dorf Tannöd. Es wird versucht den Mord aufzuklären in dem möglichst viele Personen befragt werden. Obwohl man selbst die Aufklärung des Falles verfolgt, bekommt man auch die Schritte des Mörders mit. Nach und nach erhält der Leser immer mehr Informationen zum Täter und zu den Beziehungen im Dorf. Durch dramatische Beziehungen innerhalb des Dorfes läuft die Geschichte dann auf ihren Höhepunkt zu. Der Inhalt des Buches verspricht Spannung, da es sich um eine wahre Geschichte handelt, die aber nicht gelöst wurde. Frau Schenkel gibt die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren in der Geschichte auch nur nach und nach preis. Somit will der Leser immer weiter lesen um mehr Informationen zu bekommen und das ist hervorragend für ein Buch.  Frau Schenkel hat in ihrem Buch eine besondere Konstruktion verwendet. Es gibt viele Kapitel die durch bestimmte Balken markiert sind. Es gibt schwarze, graue und hellgraue Balken. Diese Balken haben eine bestimmte Bedeutung. In dem Kapitel mit schwarzem Balken berichtet ein Er-Erzähler, davon gibt es 17 Kapitel. . In den Kapiteln mit grauem Balken erzählt ein Ich-Erzähler, die sind mit 18 Kapiteln am häufigsten vorhanden, und in den Kapiteln mit hellgrauem Balken stehen Gebete. Es gibt sechs Gebete, die aus dem Gebetsbuch „Myrtenkranz“ stammen. Sie zeigen das katholische Religionsbild in Süddeutschland, wo die Geschichte stattfindet. Die Kapitel sind nicht nacheinander geordnet sondern in einer Art Mosaikmuster angeordnet.  Dadurch wird der Leser immer wieder aus dem Konzept gebracht. Wenn er gerade eine Fährte entdeckt hat, wechselt der Erzähler und der Leser muss sich wieder umstellen. Genau dieses System finde ich sehr interessant und gut. Das System dieses Kriminalromans ist anders als zum Beispiel das System von dem Buch „Der Richter und sein Henker“ von Friederich Dürrenmatt. In diesem Werk passiert am Anfang ein Mord und der wird am Ende aufgeklärt und der Täter wird entlarvt. Das ist der Gegensatz zu dem Werk von Frau Schenkel. Durch diese „Unchronologie“ passiert der Mord nicht am Anfang sondern mitten im Buch. Bei dem Er-Erzähler passiert der Mord in Kapitel 40 und beim Ich-Erzähler in Kapitel 21 beziehungsweise 14. Dennoch entsteht gerade dadurch diese Spannung, weil der Leser nicht genau einschätzen kann in wie weit der Fall schon aufgeklärt ist.  In den einzelnen Ich-Erzählern kommt die Sprache sehr authentisch herüber. Zum Beispiel wiederholt Babette Kirchmeier, die 86 Jahr alt ist, öfters die Worte „Ja, die Marie war eine ganz brave“. Damit stellt sie sehr gut dar, dass ältere Leute Sachen vergessen und sie nochmals wiederholen. Ebenfalls ein gutes Beispiel ist der 13-Jahre-alte Hansl Hauer. Er ist sehr Jung und spricht umgangssprachlich. Er sagt „rübergelaufen“ oder „halt“. Durch diese sprachlichen Mittel zeigt sie die Authentizität dieses Romans. Im Großen und Ganzen ist das Buch, welches 125 Seiten lang ist, ein gelungenes Werk.

12. Dezember 2007

Morddorf: Tannöd

Andrea Maria Schenkel, geboren am 21. März 1962, landete mit ihrem Kriminalroman „Tannöd“, den sie 2006 veröffentlichte, einen Kassenschlager. Er verkaufte sich über eine halbe Millionen Mal und hielt sich wochenlang in den Bestsellerlisten. 2007 erhielt Schenkel dafür den Deutschen Krimi Preis und den Friedrich Gauser-Preis. Dabei ist es der Debütroman der Regensburger Autorin, vorher war sie Hausfrau. Ihr aktueller Roman „Kalteis“ ist ebenfalls ein Krimi und weist ähnliche Züge auf, wie „Tannöd“. „Tannöd“ beruht auf wahren Begebenheiten. Es wird ein grauenvoller Mord an mehreren Personen geschildert, wie er sich 1922 in einen Dorf Bayerns ereignete. Bis heute ist er nicht aufgeklärt. Andrea Maria Schenkels Roman spielt allerdings in der Nachkriegszeit der fünfziger Jahre. Ihr Buch ist anders gestaltet, als man es von herkömmlichen Kriminalromanen kennt. Der größte Teil der Geschichte wird dem Leser vermittelt, indem die Beteiligten, deren Aussagen mehr oder weniger wichtig für den Verlauf der Geschichte sind, selbst zu Wort kommen. Dieser ungewöhnliche Aufbau ist anfangs etwas irritierend, aber man liest sich sehr schnell hinein. Auch erwähnenswert sind die Gebetstexte, die  zwischendurch im Buch auftauchen. Allerdings stehen sie nicht im Zusammenhang der vorhergehenden Handlung. Nach einer besonders spannenden, gerade gelesenen Stell „übersieht“ man sie deshalb oft. Krimifans werden sich wahrscheinlich erst einmal umstellen müssen, denn das Buch entspricht, wie schon erwähnt, nicht dem typischen Schema eines Kriminalromans. Der direkte Mord geschieht nämlich nicht am Anfang, sondern erst am Ende des Buches. Vorher bekommt man nur Andeutungen durch die Interviews und durch die Geschichten verschiedener Personen. Die Reihenfolge der Handlungsabläufe ist sehr unchronologisch. So wird zwar über das ganze Buch hinweg Spannung aufgebaut und man kann nicht aufhören zu lesen da man unbedingt wissen möchte, wer der Mörder ist. Zwischendurch gibt es aber immer wieder Tiefpunkte, da nach manchen Stellen, wo man dem Mörder schon sehr nahe ist wieder ein Interview eingeschoben wird,  worin dann die Lebensgeschichte einer völlig neuen Person beschrieben wird, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hat. Diese Passagen erscheinen manchmal wie Füllmittel, aber zum Glück sind alle Kapitel nur sehr kurz. Alles in allem betrachtet ist „Tannöd“ ein sehr gelungenes Buch der etwas anderen Sorte, was zu lesen unbedingt eine Erfahrung wert ist.

Tim Gerlach

Wiefelstede, 11.12.’07

Rezension: Tannöd

12. Dezember 2007

Mord in Tannöd! 

Der Kriminalroman „Tannöd“ handelt von einem schrecklichen Ereignis, welches in  den 50er Jahren in einem kleinen Bauerndorf Oberbayerns geschah. Eine ganze Familie, samt den Kindern, wird auf ihrem Hof ermordet. Der Täter ist unauffindbar.  

„Andrea Maria Schenkel“ ist 44 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.Tannöd, dass erste Werk der jungen Autorin  wurde 2006 veröffentlicht und schon nach kurzer Zeit mit dem Deutschen Krimi Preis honoriert.

 Sie schafft es den Leser aktiv an der Auflösung des Falls zu beteiligen. Anders als in standardmäßigen Detektivromanen gibt es keine wirkliche, ermittelnde Person. Der Leser selbst wird so in das Geschehen eingebunden, sodass er Einblick in die Gefühle und Meinungen von Einwohnern hat und trotzdem die wahre Handlung vor Augen hat. Sie ist jedoch nur Bruchstückhaft und setzt sich erst am Ende des Buches vollständig zusammen. So bleibt das Buch spannend bis zur letzten Seite.  

Interessant ist außerdem, dass das Geschehene auf einem realen Fall basiert. Genau wie in ihrem Nachfolgewerk „ Kalteis“, in welchem es um die Vergewaltigung und Ermordung von Frauen in der Nähe Münchens geht.Andera M. Schenkel war vor ihrem Debüt noch vollkommen unbekannt und so ist es,  erfreulich zu sehen, dass nicht nur alte Hasen im Geschäft die Preise einstreichen, sondern auch neue Gesichter eine Chance haben. 

Das Buch ist im Endeffekt ein gelungener Kriminalroman, sehr schnell zu lesen und erzählt den Fall authentisch. Jedoch braucht es eine Weile bis das Buch in Fahrt kommt. Das Buch ist von Anfang an undurchschaubar und erst am Ende kann man alle Tatsachen verstehen.

 Philip Gizewski, 3. Dezember 2007

Die Hausfrau Andrea Maria Schenkel liefert mit ihrem Krimidebüt einen Bestseller ab. Das Krimidebüt, das in einem Einöddorf nahe München spielt, wird von Frau Schenkel auf ihre eigene Art und Weise erzählt.

In einem Einöddorf spielt sich ein grausames Massaker ab. Sechs Menschen werden tot in einer Scheune aufgefunden. Mit einer Spitzhacke wurden sie blutrünstig erschlagen. Die Dannerfamilie waren Einödler. Kaum jemand mochte sie. Mürrische, geizige Leute waren sie. Einödler eben. Seit dem Mord geht die Angst im Dorf um. Es könnte von jetzt an jeden treffen und jeder könnte es gewesen sein. Misstrauen überschattet das einst so liebliche und ruhige Dorf.Jeden Schritt des Mörders verfolgt man mit, ohne ihn zu kennen. Erst am Ende, wenn das Puzzle komplett ist, wird der Mörder entlarvt.

Der Roman „Tannöd“ ist ihr Debüt. Andrea Maria Schenkel sagt selbst, sie habe das Buch nebenbei tagtäglich geschrieben, wie ein jeder sein Tagebuch führt, ob dies wahr ist, wage ich zu bezweifeln. Der echte Mordfall hat sich in den 20er Jahren zugetragen, der bis heute ungeklärt ist. Die Geschichte von Andrea Maria Schenkel spielt hingegen in den 50er Jahren, in der der Mordfall aufgeklärt wird.

Ohne spezifische Fachbegriffe schafft es Andrea Maria Schenkel aus einem einfachen ungeklärten Mordfall einen mitnehmenden und packenden Roman zu schreiben. Gleich drei Preise räumte Frau Schenkel ab, welche sie nach meiner Meinung nicht verdient hat, da dieses Werk literarisch nicht gekonnt ist. Der Kaufpreis, der bei fast 13 Euro liegt, ist für 125 Seiten ziemlich hoch angesetzt. Wer jedoch auf Krimis mit „Spitzhackenmord“ steht, sollte es sich doch kaufen.

Jan Sklorz